Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Gemeinsam mit seinem ersten Mitstreiter in der Selbstständigkeit fuhr Max Stiebling nach Erfurt zur Verleihung des Thüringer Gründerpreises. Es sollte ein Ausflug sein, raus aus den stressigen Tagen, die er bei der Einrichtung der neuen Backstube zur Genüge hatte. Und, als Finalteilnehmer, gab’s einen guten Grund. Dass er mit dem Gründerpreis in der Tasche nach Hause kommen würde, lag außerhalb seiner Vorstellungskraft.

„Ich hab ja die Qualität der Mitbewerber gesehen! Da waren geniale Ideen darunter. Dass Brot letztlich Weltraumforschung schlagen würde, das hat mich gewaltig überrascht“, sagt der Bäckermeister, der um so stolzer auf den Preis ist.

Er betreibt das Handwerk in vierter Generation. Sein Urgroßvater gar hantierte nicht nur in der Backstube, sondern besaß dazu eine Mühle. Das war in Nordthüringen. Von da zog der Großvater nach Langenhain und eröffnete seine eigene Bäckerei. Dass Max Stiebling die Familientradition weiterführen wird, war ihm früh klar. Nur eines wollte er nicht, Brot herstellen aus diversen Backmischungen. Das gehe ihm zu hopplahopp, mit viel zu viel Chemie vor allem. Nach seiner Ausbildung machte Stiebling, was dereinst gang und gäbe war: Er machte sich auf den Weg, um bei Meistern seines Faches Erfahrungen zu sammeln. Arbeitete in Bäckereien in Stuttgart und in Bonn beispielsweise, schaute Kollegen in Leipzig und Speyer über die Schulter. Mit all dieser Erfahrung machte er sich schließlich selbstständig. Im September vor Jahresfrist eröffnete er in Bad Tabarz „Die Teigmacher“, ein Bistro in der ehemaligen Lesehalle im Neubauer-Park.

„Ich suchte dafür eine Räumlichkeit, besuchte zu diesem Zweck Bürgermeister David Ortmann“, erinnert er sich, „auf meine Frage, stand der vom Schreibtisch auf, ging zum Fenster und zeigte auf die Lesehalle. Da könne ich mich nach Herzenslust austoben, sagte er.“ Die fürs Angebot nötigen Backwaren stellte er damals im elterlichen Betrieb her, dann, wenn dort die Frühschicht durch war. „Das war natürlich keine Dauerlösung, aber für den Anfang konnte ich so meine Idee auf Alltagstauglichkeit testen.“ Sicher war sich der Bäcker nämlich keineswegs, dass seine Geschäftsidee auf dem Dorf funktioniert. Doch genau das tut sie. Vielleicht, weil Tabarz mehr als ein Dorf ist, weil Touristen gern das Angebot annehmen und weil immer mehr Kunden traditionelle handwerkliche Backwaren schätzen.

Jedenfalls machte sich Max Stiebling auf die Suche nach einem Gebäude, in dem er die Backstube nach seinen Vorstellungen einrichten konnte. Gefunden hat er es in der Lauchagrundstraße, einen Katzensprung vom Café entfernt. Und weil hier immer schon handwerkliche Lebensmittel hergestellt wurden, führt er vor Ort eine Tradition fort. Wo Fleischermeister Achim Helm über Jahrzehnte beste Fleisch- und Wurstwaren produzierte, werden nun Teigrohlinge in den Backofen geschoben, selbstgefertigte wohlbemerkt, denen auch die nötige Zeit zum Reifen gegeben wird. Weil zum Objekt ein Ladengeschäft gehört, kann sich Stiebling einen großen Wunsch erfüllen. Am 26. November ab 7 Uhr öffnet er erstmals seinen Laden. Dass es Brot, Brötchen und Konditoreiwaren gibt, ist klar. Damit begnügt sich der junge Unternehmer freilich nicht. Eine vielfältige Produktpalette aus der Region macht einen Besuch für Kunden interessanter. So wird es Mehl aus der Mühle in Ingersleben geben, Hühnereier vom Bauernhof, handwerklich gebraute Biere aus Erfurt und Bad Langensalza, um nur einige Beispiele zu nennen.

Für ein gutes Brot braucht es nur Mehl, Wasser und Salz, sagt der Bäckermeister, und Zeit, viel Zeit, 36 Stunden braucht es, bis der Laib in den Ofen kommt. Und die nehmen sich die Teigmacher aus Bad Tabarz. Das schmeckt man, sagen die Kunden. Vier Brotsorten bietet des Team um Stiebling an, weitere werden dazu kommen. Allerdings nur so viele, wie die Kapazität des Unternehmens hergibt. Bäckereien, die durch eine Vielfalt an Brotsorten auffallen, greifen auf Fertigmischungen zurück. Das schließt der Chef hier kategorisch aus. Jüngst ist das Team um eine Konditorin bereichert, die für die süße Seite der Produktion steht.

Bad Tabarz hatte dereinst etliche Handwerksbäcker, die nach und nach dicht machten. Die Lücke schlossen Filialen von auswärtigen Unternehmen. Max Stiebling hat das Handwerk wieder in der ursprünglichen Form in den Ort zurückgebracht. Apropos Filialen, solche will der junge Bäckermeister nicht eröffnen. Viel mehr will er sich auf die Suche nach Dorfläden machen, die bereit sind, sein Brot und die anderen Produkte ins Angebot zu nehmen.

Bild: Max Stiebling hat das Handwerk wieder in der ursprünglichen Form in den Ort zurückgebracht und mit „Die Teigmacher“ den ThEx-Award verdient. | © Klaus-Dieter Simmen

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