Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Nein, sie fährt keine Schwalbe und sie heißt auch nicht Agnes. Aber Gemeindeschwester ist Yvonne Beck mit Leidenschaft. Ihr Wirkungsfeld ist Frauenwald. Und das aus gutem Grund.

Allgemeinmediziner Martin Kruse, der lange Jahre in der Gemeinde praktizierte, hat sich in den Ruhestand verabschiedet. Und obwohl er diesen Schritt weit voraus ankündigte, konnte seine Stelle nicht neu besetzt werden. Die medizinische Versorgung im 900-Seelen-Ort lag von einem Tag auf den anderen brach. Das traf besonders jene heftig, die nicht mehr so mobil sind, also vorwiegend Senioren. Mit dem Bus nach Ilmenau oder andernorts zum Arzt zu fahren, erwies sich als stundenlange Unternehmung.

Ein unhaltbarer Zustand, das fand auch die promovierte Ärztin Christin Grahmann in Ilmenau und begann in Frauenwald Sprechstunden anzubieten. Und hier kam Yvonne Beck ins Spiel. Die medizinische Fachangestellte, seit einigen Jahren in der Praxis von Grahmann beschäftigt, hat die nötigen Zusatzausbildungen absolviert, um als Gemeindeschwester tätig zu sein. Im Klartext: Sie kann als Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis agieren, Wundversorgung und Blut- oder Blutzuckerkontrolle übernehmen oder Rezepte ausschreiben, falls bereits ein Medikamentenplan vorliegt.

Die Bereitschaft der Medizinerin in Frauenwald tätig zu werden, die Befähigung der Gemeindeschwester seien für den Ilm-Kreis glückliche Fügungen gewesen, sagt Landrätin Petra Enders. „Die Räumlichkeiten wurden durch die Gemeinde zur Verfügung gestellt, wir haben uns eingemietet und übernehmen die Kosten für diesen Bereich“, erläutert sie den Beitrag des Kreises. Nur zu gern stellte die Gemeinde die Räumlichkeiten zur Verfügung. „Es liegt doch in unserem ureigenen Interesse, dass unsere Bürger wieder medizinische Versorgung vor Ort haben“, sagt Thomas Kahl, der den Ortsbürgermeister Grökel bei der Projektvorstellung vertritt.

Und die Hauptakteuerin selbst? Beck freut sich darüber, wie die Bürger ihre Sprechstunde (immer mittwochs von 9 bis 11 Uhr) annehmen. Gegenwärtig nutzen das Angebot ausschließlich Frauenwalder Bürger. Die Gemeindeschwester betont, dass ihre Tür auch offen ist für Menschen aus anderen Orten in der Region.

Landrätin Enders stellt klar, dass dieses Angebot im Ilm-Kreis neu ist, jedoch dem entspricht, was sich der Landkreis auf die Fahnen geschrieben hat: Im ländlichen Raum die Angebote für Senioren stabil zu halten. Dazu gehöre natürlich die medizinische Versorgung, aber auch die Lebensqualität für ältere Bürger aufrecht zu erhalten. Deshalb arbeitet Gemeindeschwester Yvonne Beck in Frauenwald eng mit Agathe-Fachberaterin Antje Hübel zusammen, die ebenfalls mittwochs in der Thüringer-Wald-Gemeinde vor Ort ist. „Das ist die Grundlage für funktionierende Netzwerke, durch die soziale Kontakte aufgebaut werden können, die Vereinsamung im Alter entgegenwirken“, freut sich die Landrätin.

Bild: Landrätin Petra Enders lässt sich von Gemeindeschwester Yvonne Beck in Frauenwald den Blutdruck messen – alles in bester Ordnung. | © Klaus-Dieter Simmen

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