Fraunhofer IKTS:

Das Industriegebiet Erfurter Kreuz ist inzwischen nicht nur bedeutendster Produktionsstandort Thüringens, sondern gewinnt zunehmend in der Forschung Bedeutung.

Landrätin Petra Enders besuchte am 10. August 2021 das Batterie-Innovations- und Technologie-Center (BITC) des Fraunhofer-Instituts für Keramische Technologien und Systeme IKTS am Erfurter Kreuz. Diese Außenstelle des in Dresden und Hermsdorf ansässigen Fraunhofer-Instituts wurde vor gut einem Jahr im Gebäude der ehemaligen Sunways AG in Arnstadt eröffnet. Die Landrätin zeigte großes Interesse an den dort anstehenden Forschungsaufgaben und entdeckte zugleich mehrere Anknüpfungspunkte für ganz praktische Projekte im Ilm-Kreis. Dr. Roland Weidl, Standortleiter des Fraunhofer IKTS in Arnstadt, berichtete den Gästen über den Aufbau der Forschungseinrichtung, über die vielfältigen Forschungsprojekte und die Entwicklungsperspektiven der Einrichtung. Er gab auch einen Überblick über das Fraunhofer IKTS insgesamt.

Dass Keramik nicht unbedingt mit Porzellan oder Fliesen zu tun haben muss, daran ließ Roland Weidl keinen Zweifel. In zahlreichen technisch-elektronischen Produkten sind keramische Komponenten verbaut, die meist im Verborgenen ihre Wirkung entfalten. Nun aber gehört auch die Forschung über Wasserstoffanwendungen in diese Kategorie. Das jüngste Projekt der Fraunhofer-Außenstelle ist ein Wasserstoffanwendungszentrum für industrielle Wasserstoff-Technologien in Thüringen. Für diese Erweiterung hat das Fraunhofer IKTS Fördermittel von etwa zehn Millionen Euro vom Freistaat Thüringen erhalten. Ziel ist es, vorhandene Fraunhofer-Forschungsergebnisse auf ein industrielles Niveau zu heben. Dabei gehe es auch darum, so der Standortleiter, Brennvorgänge, die bei keramischen Technologien weitgehend unumgänglich sind, mit Wasserstoff CO2-frei zu gestalten. Im Mittelpunkt stehe aber die Brennstoffzelle, an deren permanenten Weiterentwicklung am Fraunhofer IKTS schon lange gearbeitet werde.

Zentrale Aufgabe des Batterie-Innovations- und Technologie-Centers ist, wie der Name schon sagt, die Entwicklung effizienter Produktionstechnologien für Batterien. Einer neuartigen, am Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme entwickelten Speichertechnologie für elektrischen Strom gilt hierbei die besondere Aufmerksamkeit. Wie Weidl erläuterte, handelt es sich dabei um eine Batterie, die weder Lithium noch Cobalt benötigt, sondern lediglich Kochsalz und Nickel. In der großen, noch weitgehend leer stehenden Halle des Institutsgebäudes soll zum Zweck der industriellen Skalierung eine Pilotlinie zur Herstellung entsprechender Speichermedien errichtet werden. Ein 50-Millionen-Euro-Projekt, wie der Standortleiter bemerkte, welches im kommenden Jahr laufen soll, und zusammen mit weiteren Laboren zur Analyse von Materialien und elektronischen Komponenten sowie Anlagen zur Wasserstoffforschung die Halle vollständig füllen werde.

Ein internationales Team hat sich in Arnstadt zusammengefunden

Überhaupt zeigte sich Roland Weidl froh, dass die Fraunhofer-Gesellschaft das Gebäude des früheren Photovoltaikherstellers erwerben konnte. Es bietet viel Platz für die 26 Beschäftigten, die hier Forschung und Entwicklung betreiben werden. 20 von ihnen sind bereits in dem Haus tätig, weitere wissenschaftliche Mitarbeiter werden noch dazu stoßen. Es ist ein internationales Team, das sich in Arnstadt zusammengefunden hat. Weidl: „Wenn es interessante wissenschaftliche Projekte gibt, dann ist das wie ein Magnet. Die Leute kommen von überall und wollen dabei sein.“ Die guten Bedingungen am Erfurter Kreuz haben den Ausschlag für das Fraunhofer-Institut zu seiner Standortentscheidung gegeben, aber auch die Nähe zu CATL, einem der weltweit größten Batterieproduzenten, mit dem eine Kooperationsvereinbarung besteht.

Drei wichtige Anknüpfungspunkte entdeckte Landrätin Petra Enders bei der Vorstellung des Batterie-Innovations- und Technologie-Centers sowie beim Rundgang durch die Räumlichkeiten. Dabei lag ihr besonders auf dem Herzen, auf das geplante Transferzentrum am Erfurter Kreuz hinzuweisen, welches gemeinsam mit der TU Ilmenau geplant ist und vielfältige Kooperationsmöglichkeiten bieten könnte. Da Dr. Weidl auch auf Aktivitäten zur beruflichen Ausbildung künftiger Fachkräfte auf Gebieten der Speichertechnologien hinwies, regte die Landrätin eine Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Berufsschulzentrum des Ilm-Kreises an, um auch die Berufsausbildung auf Gebiete künftiger Spitzentechnologien auszuweiten. Vor allem aber für das Interesse der Einrichtung an Partnern, mit denen gemeinsam die neuartigen Batteriespeicher des IKTS in der Praxis getestet werden können, wusste Petra Enders sofort eine Lösung: „Wir haben ein Projekt zur energieeffizienten Gestaltung des Industriegebiets Erfurter Kreuz gemeinsam mit Prof. Bretschneider vom Fraunhofer IOSB auf den Weg gebracht. Da würde eine Kooperation hervorragend passen.“ Roland Weidl griff diese Vorschläge sofort auf, um Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu finden.

Sehen Sie hier einen MDR-Beitrag zum Thema.

Bild: Beim Rundgang durch das Fraunhofer Batterie-Innovations- und Technologie-Center: Standortleiter Dr. Roland Weidl (2.v.l.) mit Mitarbeitern der Einrichtung erläutert Landrätin Petra Enders (l.) eine Prüfanlage für Batteriekomponenten. | © Wolfgang Rauprich

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