IHK Südthüringen:

Die hohen Energiepreise und eine zu geringe Nachfrage stellen die wesentlichen Druckpunkte für die Wirtschaft im Ilm-Kreis dar. Die Entwicklung in den kommenden Monaten besorgt viele Unternehmen, denn die Anspannungen nehmen zu. Zugleich schafft das politische Management der Transformation in Deutschland viele Unsicherheiten. Diese Ergebnisse liefert die Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2024, die die Industrie- und Handelskammer Südthüringen für den Ilm-Kreis ausgewertet hat.

Der Konjunkturklimaindikator als Maß für die Stimmung in den Unternehmen hat sich Anfang 2024 deutlich verschlechtert. Er erreicht 77,1 Punkte, 16 Punkte weniger als im Herbst 2023. Vor einem Jahr waren es neun Punkte mehr. Der Konjunkturklimaindikator bildet einen geometrischen Mittelwert der Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen. Er kann zwischen 0 und 200 Punkten einnehmen. Werte unterhalb der 100-Punkte-Marke signalisieren eine regionale Wirtschaftskrise.

Gegenwärtig beurteilen 23 Prozent der Unternehmen ihre Geschäfte als gut, 49 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend und 28 Prozent als schlecht. Dies ist die zurückhaltendste Lagebeurteilung seit zweieinhalb Jahren. Die Unternehmen des produzierenden Gewerbes und der Dienstleistungswirtschaft melden Auftragsrückgänge, vor allem die Inlandsnachfrage ist betroffen. Ergänzend zeigen die Daten der amtlichen Statistik bereits seit dem zweiten Quartal 2023 eine rückläufige Exportquote für die Industrie. In den verbraucherorientierten Branchen melden zwar 26 Prozent Umsatzsteigerungen im Vergleich zum Vorjahr, doch für 41 Prozent sind die Umsätze gesunken.

„Angesichts der anhaltenden Inflation erscheinen Preissteigerungen als geboten. Werden diese von den Kunden akzeptiert, steigt der Umsatz. Dies bedeutet aber nicht, dass auf diese Weise auch die Erträge der Unternehmen zunehmen. Im Ilm-Kreis beobachten wir das Gegenteil. Für 52 Prozent hat sich die Ertragslage im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Dies ist ein Alarmsignal, weil die Unternehmen Gewinne benötigen, um Investitionen zu finanzieren und damit neuen Anforderungen der Kunden zu genügen“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Die Finanzlage vieler Firmen ist bereits angegriffen. Lediglich 41 Prozent der Unternehmen sehen keine Probleme. 30 Prozent berichten hingegen von einem Eigenkapitalrückgang. Jeweils 22 Prozent melden einen Liquiditätsrückgang und/oder eine verschlechterte Zahlungsmoral der Kunden.

Eine Besserung in den kommenden Monaten ist nicht in Sicht. Deutschlandweit erwarten die Institute preisbereinigt bestenfalls ein halbes Prozent Wirtschaftswachstum. Das ist zu wenig, um wieder optimistisch nach vorne zu sehen. Daher erwarten im Ilm-Kreis lediglich sechs Prozent der Unternehmen bessere Geschäfte. 43 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung.

Erfreulich ist, dass sich diese Situation bisher nur geringfügig auf Investitionen und Beschäftigung auswirkt. In den kommenden Monaten wollen 78 Prozent der Unternehmen Investitionen vornehmen. Das Hauptmotiv bildet der Ersatz. 23 Prozent planen Maßnahmen zur Kostensenkung und Automatisierung und 22 Prozent Neuerungen in der Produkt- oder Dienstleistungspalette. Im Personalbereich gehen sechs Prozent von wachsenden Belegschaften aus, weitere 81 Prozent erwarten keine Veränderungen.

Die Energiepreise stellen in den kommenden Monaten das Hauptrisiko dar. Sie werden von 70 Prozent der Unternehmen genannt. An zweiter Stelle steht die Inlandsnachfrage mit 65 Prozent. Auf den Plätzen folgen die Arbeitskosten und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen mit jeweils 57 Prozent sowie die Rohstoffpreise mit 54 Prozent.

Zur Information:
Die Angaben basieren auf einer repräsentativen Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 18. Dezember 2023 bis 18. Januar 2024 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 25.800 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 6.700 Unternehmen aus dem Ilm-Kreis. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 3.100 Dienstleister mit 16.500 Beschäftigten, gefolgt von 1.500 Handelsunternehmen mit 4.100 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Ilm-Kreis 650 Unternehmen mit 13.700 Beschäftigten.

Bild: Konjunktur | © ty/Adobe Stock

>> ZURÜCK