Stadt Ilmenau:

Nach dem Beschluss der überarbeiteten Tourismuskonzeption durch den Ilmenauer Stadtrat wird ab diesem Jahr mit der Umsetzung der ersten Vorhaben begonnen. Im ersten Schritt sollen alle Leistungsträger angesprochen und zu Workshops eingeladen werden, bei denen die definierten Markenkerne Goethe, Wandern, Aktiv und Rennsteig mit touristischen Produkten untersetzt werden, sagte Birgit Wlasak, Abteilungsleiterin Tourismus.

Dabei geht es darum, die Markenzeichen herauszuarbeiten, die jeden touristisch bedeutsamen Ilmenauer Ortsteil so einzigartig machen: Sei es die gute Luft in Stützerbach, die ehemalige Maskenindustrie samt den geologischen Besonderheiten in und um Manebach oder Frauenwald inmitten der Aktivregion Rennsteig.

Durch die zweite Stufe der Gebietsreform im Jahr 2019 stießen mit Stützerbach und Frauenwald zwei weitere touristische Hochkaräter als Ortsteile zu Ilmenau. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war eine Überarbeitung der bestehenden Tourismuskonzeption notwendig. Außerdem gab es eine Neuausrichtung auf Landesebene: „Mit der Überarbeitung der Tourismuskonzeptionen für den Thüringer Wald als auch den ganzen Freistaat wurden in den Jahren 2016 und 2017 Produktmarken etabliert und der Blick deutlicher auf Reisemotivgruppen gesetzt. Mit dieser neuen und klaren Ausrichtung zeichnete sich ab, dass auch die Ilmenauer Konzeption dieser Entwicklung anzupassen ist“, verdeutlichte der Leiter des Stadtmarketing, Kultur und Sozialamts, Nico Debertshäuser. Zudem ergab eine von der Stadt Ilmenau im Jahr 2017 beauftragte Gästebefragung, dass die Ilmenauer Gäste jünger sind (zwischen 55 und 65) als bislang erwartet (65 plus) und außerdem verstärkt Familien nach Angeboten suchen. „Relativ zeitgleich fanden anschließend Eingemeindungen wichtiger touristischer Orte und die Auseinandersetzungen sowohl hinsichtlich der Entwicklung des Lindenbergs als auch mit der Erlebniswelt Schlitten und Bob statt, die nochmals die Notwendigkeit einer strategischen Ausrichtung Ilmenaus unterstrichen“, so Nico Debertshäuser.

Erarbeitet wurde die Tourismuskonzeption von der ift Freizeit und Tourismusberatung GmbH. Das Unternehmen führte Gespräche mit allen Ortsteilbürgermeisterinnen und Ortsteilbürgermeistern, interessierten Ortsteilräten, berufenen Bürgern und ortsansässigen Leistungsträgern im touristischen Sektor. Herausgearbeitet wurde auf diesem Weg, welchen Stellenwert das Thema Tourismus für jeden einzelnen Ilmenauer Ortsteil hat und wie es um die Infrastruktur bestellt ist. „Uns war wichtig, dass sich jeder Ortsteil seine eigenen Gedanken macht, wie er den Faktor Tourismus für sich bewertet. Jeder sollte Gehör bekommen“, erklärte Birgit Wlasak.

Nach Einschätzung der ift Freizeit und Tourismusberatung GmbH verfügt die Stadt Ilmenau über eine gute Lage und Anbindung in der Urlaubsregion Thüringer Wald unmittelbar am Höhen und Fernwanderweg Rennsteig und im UNESCOBiosphärenreservat Thüringer Wald sowie im Umfeld von Städte und Kulturreisezielen wie Erfurt, Weimar und Eisenach. „Dadurch bieten sich sowohl für Einheimische als auch für Gäste zahlreiche Möglichkeiten der Erholung und Freizeitaktivitäten in attraktiver Landschaft sowie für Ausflüge in die Umgebung“, heißt es in der Expertise. Insgesamt erfasste die amtliche Statistik im VorCoronaJahr 2019 rund 71.000 Ankünfte und 160.000 Übernachtungen in gewerblichen Betrieben ab 10 Betten. Nach einem zwischenzeitlichen Tief, bedingt durch Kontakt und Reiseeinschränkungen, hat sich die Situation wieder stabilisiert: Im vergangenen Jahr wurden über 140.000 Übernachtungen registriert.

Die besonderen touristischen Themen der Stadt Ilmenau sind vor allem Natur und Aktiv sowie Stadt und Kulturerlebnis. Hinzu kommen die Bereiche Gesundheit, Freizeit, Winter und Geschäftsreisen. Zur Schärfung des Profils und zur Abgrenzung von regionalen Wettbewerben wurde gemeinsam die Marke für die Stadt Ilmenau erarbeitet. Die touristischen Attribute lauten nun: „ursprünglich bewegend einladend“. „Diese Attribute beschreiben in prägnanter Form genau das, was Ilmenau als Region auszeichnet und wo wir authentische Angebote vorhalten“, sagte Nico Debertshäuser und ergänzte: „Es ist aber nicht der neue Slogan, der den bekannten Claim ‚ilmenauhimmelblau‘ ablösen soll.“ Denn bei dem seit vielen Jahren eingeführten Logo und der Kurzform des Kinderreims „In Ilmenau, da ist der Himmel blau…“ soll es bleiben.

Hinsichtlich der vorgeschlagenen Maximal und Minimalvarianten in der Konzeption bei der Umsetzung von Vorhaben entschieden sich die Ilmenauer Stadträte mehrheitlich für einen Kompromiss. Eine leichte Weiterentwicklung im Bestand, verbunden mit Aufwertungen der vorhandenen Infrastruktur und Produktentwicklungen in den Bereichen Natur, Familien und Schlechtwetter wird es geben aber keine massiven Investitionen, wie etwa in den Neubau von Liftanlagen. Ein Beispiel ist die Entwicklung auf dem Lindenberg: Statt eines Bikeparks werden vier Mountainbikestrecken angelegt und damit eine großflächige Versiegelung von Flächen vermieden. Im Haushalt dieses Jahres sind dafür zunächst 100.000 Euro eingestellt.

Die Tourismusbranche in Ilmenau ist zwar kein wirtschaftliches Hauptstandbein, steuert aber dennoch einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Entwicklung der Stadt bei. Den Untersuchungen der Konzeption zufolge wurde durch den Tourismus im Bezugsjahr 2019 in Ilmenau insgesamt ein Bruttoumsatz von 35,2 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Gastronomie (29 Prozent vom Bruttoumsatz), der Einzelhandel (25 Prozent) und die Beherbergung (24 Prozent) profitieren dabei am stärksten. Die Wertschöpfungseffekte beliefen sich auf 17,8 Millionen Euro. Damit hat der Tourismus einen Anteil am Volkseinkommen in der Stadt llmenau von rund zwei Prozent. „Es ist von insgesamt rund 560 tourismusinduzierten Beschäftigungsverhältnissen, rund 375 Vollzeitstellenäquivalenten und Steuereinnahmen in Höhe von rund 850.000 Euro auszugehen“, heißt es in der Expertise der ift Freizeit und Tourismusberatung GmbH. Das Fazit der Autoren: „Nach gutachterlicher Einschätzung haben vor allem Stützerbach, Manebach und Frauenwald sowie die Kernstadt Ilmenaus eine hohe touristische Bedeutung.“

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