Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Sie sind zu acht, acht Frauen und Männer mit unterschiedlichen beruflichen Biografien. Was sie eint, ist ihr Engagement im Thüringer Bogen, in der Region des Landkreises Gotha und des Ilm-Kreises also. Und sie alle wirken auf die eine oder andere Weise eben auch weit darüber hinaus. Und das prädestiniert sie für ihr Ehrenamt als Botschafter des Thüringer Bogens. Warum sie diese Rolle übernommen haben, warum sie sich als Botschafter einer besonderen Region sehen, das erzählen sie in dieser Reihe. Heute sind wir bei Olaf Mollenhauer.
Herr Mollenhauer, Sie sind vor 40 Jahren zum Studieren hierhergekommen und wollten eigentlich dann gleich wieder weg. Nun sind Sie immer noch hier – was ist schiefgelaufen?
Ganz kurz und knapp: Mir haben sich Möglichkeiten geboten. Anfang der 90er Jahre haben sich viele hier in Ilmenau auf den Weg gemacht, um zu gründen. Es lag eine regelrechte Aufbruchstimmung in der Luft. Der Pioniergeist hat uns damals gepackt und gesagt: „Kommt, lasst es uns ausprobieren“. Mein damaliger Studienkollegen Dr. Andreas Karguth und ich gründeten 1992 die TETRA GmbH. Schon damals stand das Technologie- und Gründerzentrum Ilmenau als Unterstützer zur Seite. 2016 gründete ich schließlich selbst ein zweites Mal – die KOMPASS GmbH.
Sie kennen einige Gründer und innovative Start-ups aus der Region – von vor 30 Jahren bis heute. Was macht das Umfeld für Jungunternehmer so interessant?
Klar haben sich die Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren verändert, aber ausgezeichnete Grundlagen sind nach wie vor da. Eine gute Ausbildung ist eine sehr gute Basis für beruflichen Erfolg. Wer das Gefühl hat, seinen beruflichen Weg selbst bestimmen zu wollen und dazu eine zündende Idee, der sollte dranbleiben. Viele Ingenieure und Techniker gründen sehr erfolgreich, das beweisen viele innovative Unternehmen hier in unserer Region. Es gibt Anlaufstellen, die beraten und unterstützen, z. B. das auftakt Gründerforum und das Technologie- und Gründerzentrum Ilmenau. Unsere Aufgabe ist es auch heute noch, junge Menschen zu ermutigen, ihre eigenen Dinge in die Hand zu nehmen. Es ist wichtig zu wissen, was man will, Wege zu hinterfragen und mit wachem Blick durchs Leben zu gehen. Und nach Abwägung der Möglichkeiten natürlich anzupacken und zu machen.
Ja, aber wann soll man da bei den jungen Leuten anfangen?
So früh wie möglich. Wir bieten z. B. eine Jugendunternehmenswerkstatt an. Hier sollen Schülerinnen und Schüler ab der 10. Klasse praktische Erfahrungen im MINT-Bereich machen können. Es geht darum, im Team positive und negative Erfahrungen zu sammeln und zu lernen, damit umzugehen. Die Kinder und Jugendlichen sollen sich interessieren, informieren, damit sie selbst gut entscheiden können. Die Nachfrage in den Jugendunternehmenswerkstätten ist groß, einige der Teilnehmer ergreifen später eine technisch oder ingenieurwissenschaftlich geprägte Berufsrichtung, z. T. an der TU Ilmenau.
Was schätzen Sie an der Region Thüringer Bogen für sich persönlich am meisten?
Der Thüringer Wald und die Natur sprechen mich unglaublich an. Die Naturverbundenheit, die Liebe zum Ursprünglichen, wandern und einfach die Augen offenhalten, die Natur beobachten. Das gibt unglaublich viel Kraft. Wir kennen jeden Weg und Steg und entdecken doch immer wieder etwas Neues. Das ist ein riesiger Pluspunkt, den wir hier haben, nicht nur touristisch. Dies kommt auch den Bewohnern und Fachkräften enorm zugute, es ist einfach ein hervorragender Standortvorteil. Und neben der Natur haben wir zudem ein ausgeprägtes und abwechslungsreiches städtisches Umfeld mit vielen Angeboten. Das Zwischenmenschliche ist in kleineren Städten ganz anders. Man läuft sich über den Weg und redet miteinander. Man kennt sich oft. Ich war in vielen Städten weltweit unterwegs, sowohl beruflich als auch privat. Klar ist vieles aufregend. Wer aber auch andere Ecken und Orte kennt, der weiß auch zu schätzen, was man zu Hause hat. Ich bedauere sehr, dass viele „betriebsblind“ geworden sind und meckern. Wir sollten das, was wir haben, viel mehr zu schätzen wissen.
Aufgewachsen sind Sie in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg und Berlin, kennen also auch die Hauptstadt gut. Die beiden Landkreise Gotha und Ilm-Kreis präsentieren sich mit dem Thüringer Bogen aktuell auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin. Wie können wir den Thüringer Bogen den Berlinern am besten „erklären“?
Eines der Kernstücke bei einer solchen Messe ist sicher touristisch geprägt mit dem Thüringer Wald und seinen Vorzügen. Das ist auch gut so. Die Region bietet aber tatsächlich sehr viel mehr. Mit einer Industriearbeitsplatzdichte, wie wir sie hier im Thüringer Bogen haben, bieten sich auch viele Chancen für neue Ideen und gute Mitarbeiter. Wir haben hier viele Hidden Champions, die die Entwicklungsstärke der Region widerspiegeln. Unterm Strich könnte man den Thüringer Bogen als „Hightech im Grünen“ vorstellen. Große Industrieunternehmen in Waltershausen oder am Erfurter Kreuz und viele innovative kleine Unternehmen rund um Ilmenau sind wirtschaftlich gesehen das, was die Region ausmacht. Und dazu kommen z. B. auch noch landwirtschaftlich geprägte Unternehmen. Der Thüringer Bogen ist eine Region für Macher. Wenn du etwas machen willst, gibt es Möglichkeiten, es auch zu tun. Als Lebensmittelpunkt – dazu gehört das Lebensumfeld genauso wie die Arbeit – ein schönes Fleckchen. Man findet hier Menschen, mit denen man etwas voranbringen kann. Da gibt es immer Türen, die sich öffnen, wenn man will.
Wie sehen Sie die Zusammenarbeit, z. B. im Rahmen Ihres Engagements für den Thüringer Bogen oder auch in anderen Kooperationen?
Ich bin ein Freund davon, Aktivitäten, die da sind und einer passenden Zielrichtung folgen, zu bündeln. Da muss man gemeinsame Ziele identifizieren und zusammenarbeiten, ohne selbst darunter zu verschwinden. Wir sollten untereinander keine neuen Gartenzäune aufbauen oder zumindest in die Zäune Türen einbauen, damit man sich gegenseitig besuchen kann. Im Thüringer Bogen steckt so viel, da muss man Geschichten erzählen. Was toll ist, sollte man erzählen, was entwicklungsfähig ist, gemeinsam angehen.
In diesem Sinne bedanken wir uns für das Gespräch.
Bild: Olaf Mollenhauer im Interview mit dem Thüringer Bogen | © Regionalmanagement/Carolin Schmidt
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