Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Hertha Stachel ist guter Dinge. Sie genießt den milden Vorfrühlingstag und hält hie und da ein Schwätzchen. Die Frau ist eine von 94 Bewohnern des Seniorenwohnparks Dorotheental bei Arnstadt. Und mit 104 Jahren ist sie die Älteste in der Einrichtung. „Frau Stachel ist immer guter Dinge“, freut sich Heimleiter Frank Büchner. Auch wenn nicht jeder Tag gleich ist, die Senioren fühlen sich im Dorotheental zu Hause. Dafür sorgt der Betreiber mit einem wohnlichen Umfeld und vielfältigen Angeboten. Nach Abschluss der Umbaumaßnahmen leben alle Heimbewohner in Einzelzimmern. Entscheidend für das lebens- und liebenswerte Klima im Wohnpark jedoch sind die Mitarbeiter. Sie sorgen für umsichtige Pflege und eine familiäre Atmosphäre.

Davon konnte sich die Landrätin des Ilm-Kreises, Petra Enders, Ende Februar bei einem Besuch überzeugen. Der Seniorenpark besticht auch durch seine Lage im Grünen, wie sie bei einem Rundgang mit Heimleiter Büchner erfuhr. Die Außenanlagen laden zum Verweilen und Spazieren ein. Und wer Ruhe und innere Einkehr sucht – die kleine hölzerne Kirche auf dem Gelände ist dafür ein geeigneter Ort. Ihren Eindruck einer offenen, freundlichen Gemeinschaft bekommt die Landrätin auch im Haus bestätigt. Im Gespräch mit Pflegekräften und Bewohnern kann sie sich davon überzeugen.

Dazu trägt die freundliche Gestaltung der Flure und Räume bei. Diese jedoch werden Tag für Tag arg strapaziert, allein schon durch Rollstühle. „Also muss in relativ kurzen Abständen renoviert werden“, sagt Vorstand Alexander Münzel. Das gelingt nur, weil die Einrichtung Mitarbeiter mit handwerklichen Berufen hat, die bereit sind, die nötigen Arbeiten auszuführen. „Und das geschieht nachts, um den Betrieb im Haus nicht zu stören. Am nächsten Morgen muss der Abschnitt des Flures wieder nutzbar sein. Dafür Handwerksbetriebe zu gewinnen, ist nahezu aussichtslos“, beschreibt Münzel die Situation.

Wie in anderen Bereichen auch, beklagt die Leitung des Seniorenwohnparks die Fachkräftesituation. Allerdings mit Blick auf die Zukunft. Derzeit sind die Stellen besetzt. „Wir müssen heute darauf blicken, wie sich die Situation entwickelt. In ein paar Jahren wird es im Raum Arnstadt nur noch wenige Einrichtungen geben, die Pflegeberufe ausbilden. Das heißt, ein Teil der jungen Leute, die wir ausbilden, wird abgeworben werden. Da reichen die zehn bis zwölf pro Jahrgang, die jetzt einen Lehrvertrag bekommen, nicht mehr aus. Darauf müssen wir heute schon reagieren. Und dabei nicht nur an unsere Häuser denken, sondern an alle Pflegeeinrichtungen in der Region“, bekräftigt der Heimleiter. Mit anderen Worten: Es müssen Lehrlinge über den Bedarf hinaus ausgebildet werden. Das ist mit dem Potenzial in der Region nicht zu bewerkstelligen. Deshalb sehen sich die Verantwortlichen auch im Ausland nach künftigen Pflegekräften um, wobei sie hier die Ausbildung im eigenen Haus bevorzugen. Heimleiter Büchner informiert Petra Enders darüber, dass er tags darauf per Skype mit einer jungen Frau in Jaunde verhandeln wird, die Interesse an einer Ausbildung zur Pflegefachkraft in der Arnstädter Einrichtung zeigt. Jaunde, lässt er wissen, sei die Hauptstadt von Kamerun. Büchner blättert in einem stattlichen Ordner: „Hier haben wir alles, was nötig ist. Zeugnisse, die verlangten Unterlagen, alles ins Deutsche übersetzt. Das geht jetzt zum Landesverwaltungsamt, wo geprüft wird, ob die Frau zur Ausbildung zugelassen wird. Doch ehe wir so weit gekommen sind, waren Gespräche mit unzähligen Ämtern nötig“, deutet Büchner den Aufwand an, ehe in diesem Fall ein Lehrvertrag unterschrieben werden kann.

Landrätin Enders wollte wissen, ob sich der Heimleiter in diesem Fall an den Fachkräfteservice der Ausländerbehörde gewandt hatte. Dieser bejahte, betonte aber, dass die Pflege besonderen Richtlinien unterliege und ihm kaum geholfen werden konnte. „Damit ist klar, der Fachkräfteservice muss sich mit den Besonderheiten in der Pflege beschäftigen und auch darauf spezialisieren“, so die Landrätin. Doch nicht nur dabei kann der Ilm-Kreis die Unternehmen bei der Fachkräftegewinnung unterstützen. Auszubildende, aus welchem Land auch immer, brauchen Wohnraum. Eine kurzfristige Lösung kann nicht angeboten werden. „Allerdings wird der Bau von Internatsgebäuden gefördert. Da muss man überlegen, ob es sich für die Unternehmen rechnet, hier selbst tätig zu werden oder ob diese Aufgabe von Wohnungsbaugesellschaften übernommen werden kann“, sagt Petra Enders. Wichtiges Fazit des Unternehmensbesuches: Kommunalpolitiker und Verantwortliche aus der Pflege werden weiterhin im Gespräch sein, nicht nur am Pflegestammtisch.

Bild: Landrätin Petra Enders mit Heimleiter Frank Büchner im Seniorenwohnpark Dorotheental | © Klaus-Dieter Simmen

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