Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Am 27. Januar lädt, nach mehrjähriger Pause, wieder die Berufsinformationsmesse Interessenten in das Staatliche Berufsschulzentrum Arnstadt-Ilmenau in der Karl-Liebknecht-Straße 27 ein. Von 9 bis 13 Uhr präsentieren sich hier unterschiedlichste Firmen aus der Region. Organisiert wird die Veranstaltung von der Initiative Erfurter Kreuz. Von Anfang an dabei ist Arnstadt Kristall, in diesem Jahr wieder mit einer mobilen Schleifmaschine, an der sich junge Leute ausprobieren können. Dieses Unternehmen, das mit seinen Produkten den Namen seiner Heimatstadt in alle Welt trägt, hat eine lange, bewegte Geschichte.

Als nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Umsiedler aus dem Sudentenland nach Thüringen kamen, war unter ihnen auch Heinrich Arlt. Er konnte, wie alle seine Landsleute, nur wenige Habseligkeiten mit in die neue Heimat nehmen. Was ihnen allerdings nicht zu nehmen war: Erfahrungen und Wissen. Und das wussten die meisten von ihnen gewinnbringend einzusetzen. Unter den Umsiedlern befanden sich zahlreiche Meister des Glasveredlungshandwerks. Dieses Pfund konnte auch Arlt in die Waagschale werfen. Bereits 1947 gründete der Meister aus der Gegend um Steinschönau nun in Arnstadt seine Werkstatt zur Veredlung von Zier- und Gebrauchsglas. Das Unternehmen wuchs rasch, die Produkte waren gefragt. 1961 erfuhr die Firma Heinrich Arlt eine staatliche Beteiligung. Elf Jahre später, 1972, machte die Verstaatlichung vieler Betriebe auch vor diesem Glasveredlungsunternehmen nicht halt. Die Firma wurde zum volkseigenen Betrieb. Und dieser brachte der DDR jede Menge Devisen ein, denn die Glasprodukte aus Arnstadt waren weltweit begehrt.

Nach dem Ende der DDR kümmerte sich die Familie Heller als Nachfahren des Firmengründers um die Rückführung des Unternehmens, 1993 konnten alle Firmenanteile zurückgekauft werden. Und damit startete Arnstadt Kristall eine neue Erfolgsgeschichte, wieder als Familienunternehmen. Heute sind hier 20 Mitarbeiter beschäftigt, darunter hochqualifizierte Glasgestalter. Vom ersten Tag an setzten die Eigentümer auf hochwertige Handarbeit. Und deren Qualität sprach sich rasch auf den Märkten weltweit herum. Immerhin veredeln begnadete Glasgestalter hochwertiges Bleikristall zu Objekten von „makelloser Schönheit und außergewöhnlicher Brillanz“, wie auf der Website des Unternehmens zu lesen ist. Für die Bleikristall-Rohlinge sorgt übrigens eine Firma in Tschechien, die ebenfalls zum Unternehmen gehört.

„Mit unseren Bleikristall-Erzeugnissen bewegen wir uns im gehobenen preislichen Sektor“, sagt Geschäftsführer Christian Heller, weshalb bestimmte Nischen bedient werden, solche also, wo besonderer Luxus gefragt ist. Deshalb liefert das Thüringer Unternehmen seine Produkte in großer Zahl nach Fernost, den Mittleren Osten und in den Bereich der ehemaligen Sowjetunion. „In dieser Region vertreten Händler unser Unternehmen, die bestimmte Kollektionen vertreiben“, erklärt der Geschäftsführer, „es gibt jedoch auch Kunden, die sagen klar, diese Dinge interessieren uns nicht, wir haben eigene Vorstellungen. Da geht es meist um die Ausstattung von Königshäusern oder Palästen, wo ein bestimmtes Dekor oder eine bestimmte Ausführung gewünscht wird.“ Und so werden Produkte von Arnstadt Kristall in Dubai, Oman, Abu Dhabi und Malaysia benutzt.

All das bedient das Familienunternehmen mit seinem 20-köpfigen Mitarbeiterstamm. Darunter ist ein Lehrling. Strategie von Christian Heller ist, dass in jedem Jahr ein Auszubildender ins Unternehmen kommt. „Das klappt nicht immer“, bedauert er, hofft aber auf der Messe Ende Januar Nachwuchs zu finden. Dabei sind bestimmte Talente gefragt, wie handwerkliches Geschick, zeichnerische Veranlagung und gestalterische Fähigkeiten. Und das Wollen, diese Talente mit Fleiß so zu entwickeln, dass den hohen Ansprüchen als Glasschleifer oder Glasgraveur entsprochen wird. „Wir legen auch Wert auf Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und gute Umgangsformen“, betont der Geschäftsführer.

Bild: Geschäftsführer Christian Heller | © Klaus-Dieter Simmen

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