Regionalmanagement Thüringer Bogen:

„Es ist etwas Wunderbares ein Unternehmer zu sein!“ Das sagt Otto Eismann, einstmals selbst Firmeninhaber und heute Kreisvorsitzender des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) Gotha. Und seit rund 17 Jahren wurmt ihn, dass vielerorts die Unternehmensnachfolge nicht geregelt ist. In den nächsten Jahren, so weiß er, gehen allein im Freistaat Thüringen etwa 4000 Mittelständler in den Ruhestand. Was dann aus ihrem Unternehmen wird, steht in den Sternen. Darin sieht Eismann eine konkrete Gefahr.

„In China“, sagte er, „sieht man mittlerweile den Mittelstand als lohnendes Ziel und steht bereit, sich einzukaufen.“ Das müsse verhindert werden, denn in der Mitte sitzt der Motor unserer Gesellschaft. Der würde dann nicht mehr funktionieren. Deswegen hat Otto Eismann als BVMW-Vertreter eingeladen: Gestandene Unternehmer aus dem Landkreis, junge Menschen, die sich mit dem Gedanken tragen, sich mit einem Unternehmen auf eigene Füße zu stellen, sei es durch eine Neugründung oder eine Firmenübernahme.

Als Partner hat er sich Andrea Nette und Lutz Wager zur Seite geholt, Schulleiterin der Fachschule Gotha und Schulleiter des Gymnasium Ernestinum. Jene, an die sich diese Veranstaltung richtete, waren eindeutig in der Minderheit. Das habe er auch nicht anders erwartet, sagte der Kreisvorsitzende. Überzeugt ist er davon, dass sich deren Zahl beim nächsten Treffen schon deutlich erhöht hat. Denn er will eine Informationsreihe etablieren, in der sich Unternehmensgründer das nötige Rüstzeug für ihr Unterfangen holen. Einer, der diesen Schritt gehen will, ist Stephan Kinast aus Weimar. Der Maschinenbau-Ingenieur ist gerade dabei, die Firma zu übernehmen, in der er seit Jahren beschäftigt ist. Mittlerweile trägt er bereits als Geschäftsführer Verantwortung. Am Ende des Abends war er um wichtige Erfahrungen reicher, die ihn vor unliebsamen Überraschungen bewahren können. Dafür sorgten unter anderem Kerstin Beiert, Firmenberaterin der Kreissparkasse Gotha, Reiner Seyfarth, der 1992 ein großes Autohaus in Gotha eröffnete, Hannelore Näher, die das Hotel am Tierpark betreibt, und Daniel Martschoke als Jungunternehmer sowie Günter Krause, Abteilungsleiter für Wirtschaft und Verkehr an der Fachschule Gotha.

Ganz so weit wie Stephan Kinast sind die Geschwister Maja und Til Kästner, Sascha Grübel und Philip Gernos noch nicht. Wobei der Mühlhäuser Grübel schon ganz konkrete Pläne hat. Nach der Ausbildung folgt die Meisterschule und danach die Firmengründung gemeinsam mit einem Freund. Sie wollen einen kleinen Handwerksbetrieb aus der Taufe heben. Darin sieht der junge Mann seine Zukunft, eine mit goldenem Boden sozusagen. Ein solches Unternehmen, nämlich eine Dachdeckerfirma, schwebt Til Kästner vor, während seine Schwester etwas in Richtung Therapie aufbauen möchte. Gernos hingegen ist gelernter Bauzeichner und will als Absolvent der Gothaer Fachschule Bautechniker werden, als Grundstock für seine Selbstständigkeit in diesem Fach.

Die erste Veranstaltung des BVMW-Kreisverbandes Gotha war aufschlussreich für künftige Unternehmer, weil auch die Risiken nicht verschwiegen und Fallstricke benannt wurden. Ein wichtiger Fakt ist, dass die Gründer ausreichendes Wissen über Betriebsführung mitbringen sollten. Nun kann nicht jeder eben mal rasch eine Ausbildung in Betriebswirtschaft absolvieren. Doch entsprechende Kurse sind ein guter Weg, Bildungslücken zu schließen. Die anzubieten, war ein Wunsch an den Veranstalter. Dieser will die nächste Gesprächsrunde deshalb um Fachleute, wie Steuerberater, erweitern.

Bild: Ein erfreuliches Wiedersehen: Einst war Daniel Martschoke Schüler am Ernestinum, heute ist er erfolgreicher Jungunternehmer. In seiner Firma entstehen innovative Produkte, die nicht nur in Deutschland gefragt sind. Für Schulleiter Lutz Wagner (l.) war dieser Weg voraussehbar. Martschoke habe sich in die Fächer Mathematik und Physik förmlich verbissen. Er sei ein überzeugendes Beispiel als Firmengründer. | © Klaus-Dieter Simmen

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