Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Zunächst machte die Verkaufsstelle dicht, bislang betrieben vom Bäckermeister. Dann schloss der Wirt der Dorfkneipe die Tür für immer zu. Das war 2014; in Ballstädt drohte ein massiver Verlust an Lebensqualität. Keine Einkaufsmöglichkeit und keinen Treffpunkt mehr. Das wollten die Bürger keinesfalls hinnehmen. Schon ein Jahr später machten 45 Ballstädter Nägel mit Köpfen: Sie gründeten gemeinsam mit ortsansässigen Unternehmen die Bürgergenossenschaft Konsum-Ballstädt. Das war Ende März 2015. Nur wenige Monate später, Anfang November, konnten die ersten Kunden im Ballstädter Konsum einkaufen.

„Dazwischen lagen Monate intensiver Arbeit“, erinnert sich Horst Dünkel, der noch bis Ende des Jahres als Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft fungiert. Dann löst diese sich auf. Das Ende der Genossenschaft ist freilich nicht das Ende des Dorfkonsums. „Wir bekamen von Tina Schmidt das Angebot, den Laden zu übernehmen. Wir haben gar nicht lange überlegt und gesagt: Das schlagen wir nicht aus.“ Im Rahmen der Genossenschaft seien Entscheidungen nicht schnell zu treffen. „Bevor etwas abgesegnet wurde, musste beraten werden – durch drei Vorstände und einen vierköpfigen Aufsichtsrat.“ Das findet Dünkel auch richtig, schließlich sind diese verantwortlich für das Geld ihrer Mitglieder.

Tina Schmidt ist Verkäuferin mit Leib und Seele. Obwohl sie lieber Raumausstatterin geworden wäre und eher in den wenig geliebten Beruf der Einzelhandelskauffrau gedrängt wurde, hat sie doch seit ihrer Ausbildung immer im Beruf gearbeitet – und mehr und mehr Freude darin empfunden. Auch im Konsum hat sie als Angestellte begonnen. Dabei reifte in der jungen Frau der Gedanke, sich auf eigene Füße zu stellen. Am Besten konnte sie sich das im Dorfkonsum vorstellen. Also trug sie ihre Idee dem Genossenschaftsvorstand vor. Und der ging zu ihrer Freude auf den Vorschlag ein.

Während sich für die Genossenschaft alles ändert, bleibt im Konsum alles beim Alten. Die neue Inhaberin setzt weiterhin auf Produzenten aus der Region. Backwaren, Fleisch- und Wurstwaren kommen aus handwerklichen Betrieben und auf kurzen Wegen nach Ballstädt. Am Tisch, wo die Kunden bei einem Kaffee die Neuigkeiten im Dorf besprechen, hält Tina Schmidt natürlich ebenfalls fest. Sollte sich ein neues Angebot auftun, wird sie sich keinesfalls verschließen. „Das Konzept der Genossenschaft ist schlüssig, deshalb führe ich es weiter. Allerdings nicht stur geradeaus, sondern offen für Neues“, verspricht die künftige Inhaberin.

Profitieren wird sie auch von der Solaranlage auf dem Gebäude, das nach wie vor der Gemeinde gehört. Von dort aus werden beispielsweise Energiefresser wie Kühltruhen mit Strom versorgt. „Und monatlich kommen im Jahresdurchschnitt noch 50 Euro in die Kasse, weil die Anlage mehr produziert, als selbst verbraucht wird“, sagt Horst Dünkel. Am 31. Dezember endet die Zeit der heute 60 Mitglieder zählenden Bürgergenossenschaft. Was sie auf den Weg gebracht hat, wird indes Bestand haben.

Bild: Tina Schmidt bezieht die Backwaren von Bäckermeister Meininger aus Gotha. | © Klaus-Dieter Simmen

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