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Am 21. März ist Marcel Wedow auf der Leipziger Buchmesse zu finden, genauer gesagt in Halle 5, Stand B 105. Dort wird er sein Buch „Meine Fußballhelden“ signieren. Darauf freut sich Siegfried Nucke. Wie sein Autor in Bad Tabarz zu Hause, hat sich der Verleger mit diesem Buch auf neues Terrain gewagt. Und er ist darüber glücklich. Die Fußballhelden seien ein schönes, ein gelungenes Buch. Aber das kann der Chef von „Tasten & Typen“ über jedes Werk sagen, das von seinem Verlag in die Welt gebracht wurde. Denn ehe das in Angriff genommen wird, muss Nucke von dem Buch überzeugt sein, restlos sozusagen.

Das meint er nicht unbedingt mit Blick auf den Erfolg, der lässt sich ohnehin erst viel später messen. Das Buch, sagt er, müsse ihn in seinen Bann ziehen, muss nachhaltig sein. So wie die Fußballhelden, die den Verleger, alles andere als bekennender Fußballfan, begeistern, wo die Aufregung des Protagonisten spürbar ist, wenn er sich auf den Weg macht zu den Größen des Deutschen Fußballs.

Runde 40 Jahre war Siegfried Nucke im Schuldienst beschäftigt, zuletzt als Schulleiter des Wirtschaftsgymnasiums in Gotha-Sundhausen. Er war engagierter Lehrer, mit reichlich Enthusiasmus ausgestattet, jungen Menschen Wissen zu vermitteln. Andrerseits fühlte er sich gebunden, zwischen Strukturen gefangen. Vielleicht weckte das den Wunsch, etwas aus der Taufe zu heben, etwas, dessen Wachsen und Werden er selbst bestimmen kann. Dass er 2015 mit einem Verlag startete, hat mehrere Gründe. Da war er längst geachteter Autor, veröffentlichte Gedichte und Erzählungen, verfasste Hörspiele. Als studierter Literaturwissenschaftler sah er sich ebenso in Theorie zu Hause. Befördert hat das Vorhaben auch seine Arbeit am Wirtschaftsgymnasium. Dort gab es immer wieder Vorträge über Firmengründungen. Welche speziellen Aufgaben einem Verlag erwachsen, war ihm indes vorab nicht bewusst.

Die erste Geschäftsidee, nämlich elektronische Bücher auf den Markt zu bringen, hatte nicht lange Bestand. Der Bad Tabarzer sah hier zu viele Risiken. Also ging er daran, ganz praktisch und althergebracht gebundene Bücher zu verlegen. Bislang hat der Verlag „Tasten & Typen“ 18 Titel auf den Weg in den Buchhandel gebracht. Das erste übrigens stammt aus seiner Feder. „Das hat nichts mit Eitelkeit zu tun. Ich wollte einfach wissen, wie verlege ich ein Buch“, erzählt er. Um die Cover-Gestaltung kümmerte er sich dabei selbst, fotografierte auf dem Garagenboden einen Schlüssel, um den Titel zu illustrieren. „Das alles war ein bisschen arg improvisiert“, blickt er zurück. Fürs zweite Buch aus seinem Verlag arbeitete er schon mit einer Gestalterin zusammen. Nucke fotografierte für den Titel das Fahrrad vom Nachbarn, Heike Schnotale kümmerte sich um die Gestaltung. „Das sah schon prima aus“, blickt der Verleger zurück, „der Roman ‚Hannes‘ Bistro‘ von Anne Gallinat kam schon wesentlich professioneller daher.“ Für das dritte Buch gewann er den Gothaer Künstler Thomas Offhaus, woraus sich eine beständige Zusammenarbeit entwickelte. Sharam Qawami, ein Kurde erzählt darin Geschichten aus seiner Heimat. Und er erzählt sie auf Deutsch. Das beeindruckt den Verleger heute noch. „Qawami agiert sehr präzise mit der ihm fremden Sprache.“

Später kam eine Sparte hinzu, die Siegfried Nucke für seinen Verlag überhaupt nicht im Blick hatte: Kinderliteratur. Obwohl die ihm alles andere als fremd war. An der Fachschule für Sozialpädagogik hat er lange Zeit Kinder- und Jugendliteratur unterrichtet. In seinem Verlag jedoch hatte er dieses Genre nicht vorgesehen – bis er auf Kerstin Undeutsch traf, die mit ihren Illustrationen den kindlichen Duktus perfekt traf und in ihren Texten große Dinge in einfache Sätze zu packen vermag. „Da konnte ich gar nicht anders, ich musste ihre Arbeiten verlegen.“

Zu jedem seiner bislang 18 Bücher kann er eine Geschichte erzählen. Mit „Wilhelm, wie sieht der Wald wieder aus!“ von Frank Quilitzsch hat er seinen ganz persönlichen Bestseller im Portfolio. Doch missen möchte er keines der Bücher aus dem kleinen Verlag. In diesem Jahr werden weitere hinzukommen. Welche, verrät Nucke nicht. „Aberglaube“, sagt er, weil er schon mal lauthals angekündigt hat, was dann doch nicht kam. Freuen könne man sich trotzdem darauf.

Mit „Meine Fußballhelden!“ hat der Verleger eine neue Edition begründet, Schauinsland. Das war dereinst ein Ausflugslokal überm Ortsteil Cabarz, das gern aufgesucht wurde und einen schönen Blick übers Land bot. „In unregelmäßigen Abständen werden wir uns interessanten Themen der Region widmen“, sagt er, „Autoren werden nicht ausgewiesene Schriftsteller sein, sondern Menschen, die etwas zu erzählen haben.“ Auch hier hat er bereits ein zweites Buch im Blick. Mehr verrät er nicht. Wir wissen ja: Aberglaube.

Bild: Siegfried Nucke vom Verlag „Tasten & Typen“ | © Klaus-Dieter Simmen

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