Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Auf neudeutsch ist’s die Eventlocation, für die Ortlepps wird es immer der Güterschuppen bleiben. Was natürlich auch viel schöner klingt und gar nichts daran ändert, dass hier künftig so richtig die Post abgeht.

Dabei sollte der Güterschuppen abgerissen werden, das Bahnhofsgebäude hingegen erhalten bleiben. Anfangs jedenfalls. Doch jenes erwies sich als so desolat, dass schon der erste Einsatz des Baggers das Gebäude fast zum Einsturz brachte. Der Schuppen hingegen überzeugte mit stabilen Holzbalken und einer soliden Struktur. „In so einem Fall muss der Bauherr seine Pläne halt überdenken“, sagt Falk Ortlepp. Statt der Sanierung des Friedrichrodaer Bahnhofsgebäudes erfolgte also der Abriss und ein funktionaler Neubau.

Den Wohnmobilisten, die künftig in dem Kurort Station machen, wird das egal sein. Sie erfreuen sich am zeitgemäßen Standard und an den schicken Sanitäranlagen im Neubau. Für Weiblein und Männlein gibt’s dort jeweils fünf Bäder, thematisch gestaltet. Zum Beispiel eines, das mit Motiven der Marienglashöhle erfreut oder eines, das dem Gottlob-Tempel gewidmet ist. 32 Stellplätze hat der Womo-Bahnhof. Und etliche davon sind bereits gebucht, lange schon vor der Eröffnung.

Die ist nun für Anfang Dezember geplant. „Und ja, auch wenn’s derzeit nicht so aussieht, der Termin wird gehalten. Da beißt die Maus keinen Faden ab“, verspricht Manuela Ortlepp. Nicht nur Wohnmobilisten erobern dann den neuen Stellplatz. Am 8. und 9. Dezember findet auf dem Gelände des Friedrichrodaer Bahnhofs der Womo-Weihnachtsmarkt statt. Und der ist für alle gedacht, die Friedrichrodaer ohnehin, für Interessenten aus der Region und natürlich auch für Gäste, egal ob sie mit dem Wohnmobil oder dem Zug angereist sind. Über 30 Stände mit unterschiedlichsten Angeboten locken, ebenso Essen und Trinken, passend zur Adventszeit.

Das ist fester Plan der Ortlepps: Mit regelmäßigen Veranstaltungen den alten Bahnhof beleben. Das erfolgt auch aus wirtschaftlichen Erwägungen. Mit 32 Stellplätzen kann die Investitionssumme von über zwei Millionen Euro kaum refinanziert werden. Nach Sanierung und Umbau bietet der Güterschuppen vielfältige Möglichkeiten. „Der Raum kann gemietet werden, für Familienfeiern, Betriebsjubiläen oder ähnliches“, sagt Falk Ortlepp. „35 Vermietungen sind bereits im Kalender eingetragen.“ Und natürlich wollen die beiden eigene Veranstaltungen organisieren. Im Güterschuppen gibt es eine Show-Küche. Mit Live-Kochen liegen die Ortlepps im Trend. Koch- und Grillschulen sollen etabliert werden. Das Angebot richtet sich an Einheimische, jedoch auch an Camper. „Man kann mit dem Wohnmobil am Freitag anreisen, Samstag und Sonntag gibt es Kochschule – das bringt besonders jene auf den Weg nach Friedrichroda, die eine Anreise von rund zwei Stunden haben“, hofft Manuela Ortlepp.

Auf eigene Gastronomie im alten Bahnhof hat das Ehepaar bewusst verzichtet. „Friedrichroda bietet vielfältige und gute kulinarische Angebote, da reicht es aus, wenn wir uns auf Eventgastronomie beschränken“, begründet das die Ehefrau. „Wir setzen hier auf einheimische Unternehmen, Fleischereien und Gasthäuser, mit denen wir zusammenarbeiten wollen.“ Wann welche Veranstaltungen stattfinden, ist künftig auf der Womo-Website zu erfahren, so dass Wohnmobilisten ihren Besuch in Friedrichroda auch danach ausrichten können. Da gibt es beispielsweise Alpaka-Wandern für Eltern und Kinder und im Anschluss Brunch im Güterschuppen.

Interessant ist der neue Wohnmobil-Stellplatz im Landkreis Gotha auch für Besucher hochkarätiger Wintersportveranstaltungen in Oberhof. Einmal ist eine reguläre Bushaltestelle gleich nebenan, zum anderen ist ein Shuttleverkehr möglich. „Die Firma Gessert transportiert ohnehin zum Beispiel beim Biathlon-Weltcup Gäste vom Berghotel zum Wettkampfort. Da können sich unsere Wohnmobilisten anschließen“, erklärt Ortlepp.

Das Ehepaar reist selbst mit dem Wohnmobil begeistert durch Deutschland und Europa. Bei einer dieser Touren wurde ihnen bewusst, dass in ihrer Heimatstadt ein Stellplatz fehlt. Und schon begann sich das Ideenkarussell zu drehen. „Dann war uns klar, dafür eignet sich nur der Bahnhof“, erinnern sich die beiden. Und bei der ersten Kontaktaufnahme zum Thema mit Friedrichrodas Bürgermeister Klöppel stellte man fest: Im Rathaus hat man den gleichen Gedanken. Weil die Stadt den Bahnhof Friedrichroda ersteigert hatte, initiierte sie eine Ausschreibung, bei der sich die Ortlepps mit ihrem Konzept durchsetzten. Zum Glück für die Stadt. Sie kann mit einem modernen Stellplatz werben und der alte Bahnhof mausert sich zum kulturellen Zentrum. Ach ja, und die Ideen gehen Manuela und Falk Ortlepp nicht aus. Im nächsten Jahr sollen kleine Holzhäuser gebaut werden, in denen Radfahrer übernachten können. Macht Sinn, denn direkt neben dem Stellplatz verläuft die Waldrandroute.

Bild: Manuela und Falk Ortlepp im Güterschuppen. Nach früher Planung sollte das Gebäude abgerissen werden. Nun ist es saniert und dient als vielfältiger Veranstaltungsort. Sogar eine Show-Küche ist etabliert. | © Klaus-Dieter Simmen

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